18. Januar: Claude Viviers KOPERNIKUS feiert als Produktion des Internationalen Opernstudios der Staatsoper Unter den Linden in einer Inszenierung von Wouter Van Looy Premiere im Alten Orchesterprobensaal
Pressemitteilung vom 9. Januar 2019
Am 18. Januar feiert im Rahmen von LINDEN 21 Claude Viviers KOPERNIKUS in einer Inszenierung von Wouter Van Looy und unter der musikalischen Leitung von Errico Fresis Premiere im Alten Orchesterprobensaal der Staatsoper Unter den Linden. Das Bühnenbild gestaltet Sascha van Riel, die Kostüme stammen von Johanna Trudzinski. Zum Ensemble gehören Sarah Aristidou, Slávka Zámečníková, Corinna Scheurle, Adam Kutny, Giorgi Mtchedlishvili und Erik Rosenius, die zum von der Liz Mohn Kultur- und Musikstiftung geförderten Internationalen Opernstudio der Staatsoper Unter den Linden gehören, sowie Mezzosopranistin Anna Schors. Es spielen Mitglieder der Staatskapelle Berlin.
KOPERNIKUS, Claude Viviers einziges, 1980 uraufgeführtes Musiktheaterwerk, schildert den Übergang vom Leben zum Tod. Dabei trifft ein Kind namens Agni, dem Namen des vedischen Feuergottes, in einem Zwischenreich auf Wesen, die alle Teil eines Ritus zur Vorbereitung auf den Tod bzw. auf die Existenz danach sind. Die Stimmen stiften Hoffnung und Mut und nehmen verschiedenste Gestalten an: von Mozart über Tristan und Isolde bis hin zu Lewis Carroll, dessen absurde Leichtigkeit à la »Alice in Wonderland« auch Viviers Todesritual bestimmt. Auch der titelgebende Astronom ist dabei, der wie kaum ein anderer die Sicht der Menschheit auf das Universum wandelte. Wie in Mozarts ZAUBERFLÖTE, einem von Viviers vielen Referenzpunkten (und nächste Neuproduktion an der Staatsoper im Februar 2019), muss die Protagonistin mehrere Prüfungen überstehen, ehe sie Teil der Eingeweihten werden und an der Seite von Kopernikus in den Kosmos eingehen kann.
Eine Aura der Mystik umgibt den frankokanadischen Komponisten Claude Vivier, der im Alter von drei Jahren adoptiert wurde, in Montréal, Utrecht und in Köln bei Karlheinz Stockhausen studierte und im Alter von 34 Jahren von einem Prostituierten in Paris ermordet wurde. Todestrieb, aber auch pure Lebenslust waren die beiden Konstanten, die sich durch Viviers Leben und Schaffen zogen. Auch KOPERNIKUS zeugt davon: Vivier setzt das Ritual an der Grenze der Existenz in eine faszinierende, schillernde Musik für je sieben Sänger und Instrumentalisten, in die fernöstliche Klänge ebenso hineinspielen wie Messiaen’sche Ekstasen und Anklänge an die frühbarocke Madrigaloper. Neben Teilen auf Französisch vertont Vivier das Unaussprechliche in einer Fantasiesprache, in der sich jegliche Semantik in pure Lautlichkeit auflöst. Fernab musikalischer Schreckensbilder, wie man sie aus zahlreichen Requiemsvertonungen kennt, findet Vivier zu einer unkonventionellen kosmischen Schönheit der Musik.
Seine Tätigkeit als Regisseur für Oper und Musiktheater führte Wouter Van Looy u. a. zur Ruhrtriennale, ans Luzerner Theater, ans Zürcher Theater Spektakel, zum Festival »Musica y Escena« in Mexiko, an die Opéra de Lille, zum Centro Cultural de Belém in Portugal, zum Holland Festival, zu den Bregenzer Festspielen und ans Teatro Comunale von Bologna. Er arbeitet als Hausregisseur des Muziektheater Transparant und teilt sich die künstlerische Leitung mit Guy Coolen. Wouter Van Looy ist Gründer der Zonzo Compagnie und organisiert »BIG BANG«, ein Musikfestival für junge Zuschauer, das in zehn europäischen Städten sowie 2019 auch in Kanada stattfindet. 2015 wurde das Projekt mit dem EFFE Award (Europe for Festivals, Festivals for Europe), einer Initiative der Europäischen Union, ausgezeichnet. Für seine Inszenierungen erhielt Wouter Van Looy 2012 den YAMA Award, den YEAH! Young EARopean Award und 2015 den Music Theatre NOW Award.
Das Internationale Opernstudio wurde zur Spielzeit 2007/08 auf Initiative von Daniel Barenboim ins Leben gerufen und wird seit nunmehr zehn Jahren von Dirigent, Pianist und Sängercoach Boris Anifantakis geleitet. Das zweijährige Ausbildungsprogramm dient dem Ziel, junge Künstler intensiv auf eine Karriere im Musiktheater vorzubereiten. Die Teilnehmer haben die Gelegenheit, bei Produktionen der Staatsoper in kleinen und mittleren Partien mitzuwirken. Daneben erhalten sie Meisterkurse, Workshops und wöchentlichen Unterricht, der u. a. aus Partienstudium, Ensemblesingen, szenischem Unterricht, Bewegungs- und Improvisationstraining sowie Stimm- und Fremdsprachen-Coaching besteht. Nach ihrer Zeit im Opernstudio haben viele Mitglieder an renommierten Opernhäusern Fuß gefasst und Karriere gemacht; einige von ihnen wurden in das Sängerensemble der Staatsoper Unter den Linden aufgenommen.
Die gemeinnützige Liz Mohn Kultur- und Musikstiftung wurde im November 2005 gegründet und setzt sich seitdem aktiv für die Förderung von Kunst und Kultur, insbesondere auf dem Gebiet der Musik und der kulturellen Bildung von Kindern und Jugendlichen ein. Die Stifterin Liz Mohn initiierte 1987 den Internationalen Gesangswettbewerb »Neue Stimmen«, der zu den renommiertesten Wettbewerben für Nachwuchs-Opernsänger und -sängerinnen gehört. Für ihr soziales und kulturelles Engagement wurde Liz Mohn mehrfach ausgezeichnet.
LINDEN 21 umfasst Produktionen und Projekte des Spielplans, die nach neuen Aufführungs- und Rezeptionsformen des zeitgenössischen Musiktheaters suchen. Kammeropern sind hier ebenso vertreten wie inszenierte Konzerte oder Stückentwicklungen. Die Produktionen finden an verschiedenen Orten im Haus statt – im Alten Orchesterprobensaal, im Apollosaal und auf der großen Bühne – und sind über die ganze Spielzeit in das Programm eingeflochten.
Eine Pressekarte reservieren wir Ihnen gerne nach Verfügbarkeit über pressoffice@staatsoper-berlin.de
KOPERNIKUS
Opéra-rituel de mort (1978/79)
Musik und Text von Claude Vivier
Premiere am Freitag, den 18. Januar 2019 um 20:00 Uhr
Weitere Vorstellungen am 20., 23., 25., 28. und 30. Januar sowie 2. Februar 2019
Staatsoper Unter den Linden – Alter Orchesterprobensaal
Eine Werkeinführung findet jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn statt.
Tickets sowie weitere Informationen unter Telefon 030 20 35 45 55 und www.staatsoper-berlin.de