»ZUM AUGENBLICKE SAGEN: VERWEILE DOCH!« Szenen aus Goethes Faust

Musik von Robert Schumann
Text aus Johann Wolfgang von Goethes »Faust«
Neue szenische Fassung

Nach der Premiere und einer Folgevorstellung zur Wiedereröffnung der Staatsoper Unter den Linden erlebt der Musiktheaterabend »Zum Augenblicke sagen: Verweile doch!« zwei weitere Vorstellungen. Regisseur Jürgen Flimm hat einige der »Szenen aus Goethes Faust« noch einmal überarbeitet und präsentiert gemeinsam mit Daniel Barenboim an der Spitze der Staatskapelle Berlin, den Ensemblesolisten, dem Staatsopernchor und dem Kinderchor eine neue szenische Fassung von Schumanns außergewöhnlichem Werk, dessen Musik mit Texten aus Goethes Drama angereichert ist.

Kein Oratorium, keine Oper und doch ein »Chef d’oeuvre«: Die »Szenen aus Goethes Faust«, zwischen 1844 und 1853 entstanden, haben Robert Schumann, jene Schlüsselgestalt der musikalischen Romantik, der es daran gelegen war, das Leben und die Kunst allumfassend zu »poetisieren«, lange und ausgiebig beschäftigt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Komponisten, die sich dem »Faust« widmeten, griff Schumann unmittelbar zu den Texten Goethes: Aus beiden Teilen der Tragödie wählte er sieben Szenen aus, um sie, eingeleitet durch eine musikalisch gestenreiche, »faustische« Ouvertüre, zu einem Werkganzen zu verknüpfen. Der Bogen spannt sich dabei von Fausts Begegnung mit Gretchen und deren Kummer und Verzweiflung über den geläuterten Titelhelden bis zu den abschließenden Szenen aus »Faust II«: seinem Dialog mit der Sorge, die ihn mit Blindheit geschlagen zurücklässt, seinen berühmten letzten Worten, seinem Tod und der Verklärung seines Unsterblichen. Schumanns Vertonung, die ein großes Aufgebot an Solisten, Chören und Orchestermusikern erfordert, beeindruckt durch ihre Tiefsinnigkeit und Expressivität ebenso wie durch ihre Vielgestaltigkeit und kompositorische Souveränität – ein Ausnahmewerk eines zentralen Künstlers des 19. Jahrhunderts.

Medien

Ouvertüre
Eine Sonntagsgesellschaft kommt vom Kirchgang. Auf der Straße begegnen sich Faust und Gretchen. Er bietet ihr Arm und Geleit an, sie aber weist ihn ab. Gleichzeitig ist ihm Mephisto auf den Fersen.

Schauspielszene: Studierzimmer
Mephisto dient sich Faust an. Dieser akzeptiert eine Wette: Sollte er einmal zum Augenblicke sagen: »Verweile doch, du bist so schön!«, wird er ganz und gar Mephisto gehören, indem er ihm Leib und Seele übereignet.

Musikalische Szene: Garten
Faust und Gretchen fühlen sich machtvoll zueinander hingezogen. Sie gestehen sich ihre Liebe, werden aber von Mephisto und Marthe getrennt – es sei nun Zeit zu scheiden.

Schauspielszene: Marthens Garten / Am Brunnen
Faust drängt es zu Gretchen. Diese will ihm auch die Tür zu ihrem Zimmer öffnen, allein ihre Mutter darf nichts davon bemerken. Gretchen wird ihr ein Schlafmittel verabreichen. Von ihrer Bekannten Lieschen erfährt Gretchen von der Verfehlung eines anderen Mädchens, Bärbelchen. Sie aber glaubt an ihre Liebe zu Faust.

Musikalische Szene: Gretchen vor der Mater Dolorosa
Gretchen betet zur Mutter Gottes, dass diese sie von ihrem Schmerz und ihrer tiefen Not befreit.

Schauspielszene: Wald und Höhle / Gretchens Stube
Faust schwimmt in einem Gefühl von Erhabenheit. Mephisto aber führt ihm die Wirklichkeit vor Augen, vor allem das Leiden Gretchens. Er müsse zu ihr gehen und sie trösten. Gretchen hängt währenddessen ihren Gedanken nach ‒ sie verspürt ein unbändiges Sehnen nach Faust.

Musikalische Szene: Dom
Gretchen, ungewollt schwanger geworden, wird von den Einflüsterungen eines Bösen Geistes gepeinigt, der ihr schwere Verfehlungen vorwirft. Das »Dies irae« aus der Totenmesse nimmt Gretchen den Atem ‒ sie fällt in Ohnmacht.

Schauspielszene: Trüber Tag. Feld / Kerker
Faust ist verzweifelt, da er Gretchen ins Elend gestürzt hat. Er fordert Mephisto auf, sie aus dem Kerker zu befreien, wo sie, die ihre Mutter und ihr Kind getötet hat, gefangen gehalten wird. Gretchen erwartet ihre Hinrichtung. Faust erscheint bei ihr, um sie zur Flucht zu bewegen, Gretchen aber zögert. Eine himmlische Stimme verheißt ihr Rettung, im Moment des Sterbens. Mephisto richtet ein Zerstörungswerk an.

Musikalische Szene: Sonnenaufgang
Der Luftgeist Ariel begrüßt mit seiner Elfenschar den neuen Morgen mit den ersten Strahlen der Sonne. Faust wird von den Qualen des Erlebten gereinigt: Er ist gleichsam zu einem neuen Menschen geworden, unbelastet von Früherem: Die Lebenspulse schlagen wieder, er bricht auf zu neuen Taten.

Pause

Musikalische Szene: Mitternacht
»Vier graue Weiber« ‒ der Mangel, die Schuld, die Sorge und die Not ‒ wollen in die Wohnstatt Fausts gelangen. Allein der Sorge gelingt es, sich durchs Schlüsselloch einzuschleichen. Von Faust zur Rede gestellt und zum Verlassen des Hauses aufgefordert, redet sie ihm erst ins Gewissen, dann blendet sie ihn. Faust sieht fortan nur noch mit dem inneren Auge.

Schauspielszene: Finstere Galerie
Faust erinnert Mephisto an ihren Pakt, ihm alle seine Wünsche zu erfüllen. Mephisto aber schickt ihn in die Leere, in das Nichts, in das Unbetretende und Unerbetene, hinein. Faust jedoch glaubt dort das All zu finden.

Musikalische Szene: Fausts Tod
Mephisto ruft die Lemuren herbei, damit sie das für Faust bestimmte Grab ausheben. Der erblindete Faust hält die Laute, die er vernimmt, für Arbeitsgeräusche, die seinen Zwecken dienen. Er entwirft die Vision eines freien Menschen, der auf freiem Grund sich selbst verwirklichen kann – dies wäre für ihn der »höchste Augenblick«. Faust stirbt, seine Zeit hat sich erfüllt.

Schauspielszene: Grablegung
Mephisto, in der Annahme, die Wette mit Faust zu seinen Gunsten entschieden zu haben, will nun dessen Seele in Besitz nehmen. Eine Engelschar beabsichtigt ebenfalls, Fausts Unsterbliches zu entführen. Die Engel bestricken Mephisto, lenken ihn ab und gewinnen den Seelenschatz für sich, er aber fühlt sich zutiefst betrogen.

Musikalische Szene: Fausts Verklärung
Drei Patres (Pater Ecstaticus, Pater Profundus und Pater Seraphicus) belehren eine Gruppe von Kindern über das Wahre, Gute und Schöne ‒ und über die Liebe.

Die Menge feiert Faust als religiösen Führer. Vom Bösen ist er errettet worden, nun wird er ein Leitstern für seine Anhänger sein. Büßerinnen haben für ihn gebetet, darunter auch Gretchen. Faust segnet die Männer, Frauen und Kinder, die sich ihm ganz ergeben haben. Und dennoch bleibt am Ende Vieles rätselhaft und ungelöst.

»Der Orchesterklang atmet frei. Bläsersoli werden von einem gut verschmelzenden Streicherklang vorzüglich getragen. Aber einzelne Register können trennscharf hervortreten wie die ächzenden Bratschen in Gretchens Gesang ›Ach neige du Schmerzensreiche, dein Antlitz gnädig meiner Not‹.«

Frankfurter Allgemeine Zeitung

 »Vor allem die Stimme von Barenboims neuer Lieblingssopranistin Elsa Dreisig kann ihr geradezu betörendes Samt-Timbre mit zugleich Mozartscher Filigranität entfalten.«

Berliner Morgenpost

»Neben dem seit 1988 unverzichtbaren Roman Trekel, der den Titelhelden mit der Nuancierungskunst des erfahrenen Liedsängers gestaltet, strahlt der frische, wunderbar mädchenhafte Sopran von Elsa Dreisig, die 2015 im Opernstudio angefangen hat. René Pape gibt den Mephisto angemessen poltrig, Stephan Rügamer ist ein betörender Ariel, Gyula Orendt ein klangsinnlicher Pater Seraphicus, klangprächtig verstömt sich der von Martin Wright vorbereitete Chor.«

Der Tagesspiegel

»Elsa Dreisig, jugendzartes, lyrisches Gretchen, und Roman Trekel als elegant jung gebliebener Faust singen fein und psychologisch differenziert wie in Schumanns Liedern. Der singende Mephisto René Papes ist eine zynisch biegsame, dabei knallharte Klasse für sich.«

neues deutschland

»Flimm verbindet die sieben Szenen (wunderbar gesungen von Roman Trekel als Faust, Elsa Dreisig als Gretchen und René Pape als Mephisto) aus Goethes Jahrhundert-Werk mit augenzwinkernden schauspielerischen Zwischenspielen. Gelungen, schon allein dank der großartigen Meike Droste, die das Gretchen spricht.«

B.Z.

»Natürlich ist René Pape vokaler Mephisto-Luxus (mit Freude am Spiel), Roman Trekel mit seinem liedhaften Zugang ein passender junger Faust und die junge Elsa Dreisig ein anrührend singendes Gretchen.«

Freie Presse

  • »Die Sprache Goethes macht regelrecht süchtig«

    Am 3. Oktober wurde die Staatsoper Unter den Linden mit Jürgen Flimms Inszenierung »ZUM AUGENBLICKE SAGEN: VERWEILE DOCH!« Szenen aus Goethes Faust feierlich wiedereröffnet.Hier mehr dazu...
  • Die Produktion wird am 3. Oktober durch kulturradio vom rbb aufgezeichnet und live auf rbb kulturradio sowie allen ARD-Rundfunkanstalten übertragen.

  • Eine Veranstaltung der

  • BMW ist Partner der Wiedereröffnung der Staatsoper Unter den Linden.