Die Verlobung im Kloster
Обручение в монастыре
Lyrisch-komische Oper in vier Akten (1946)
Musik von Sergej Prokofjew
Text von Sergej Prokofjew und Mira Mendelsonnach der Komödie »The Duenna« von Richard Brinsley Sheridan
Medien
Handlung wie sie im Libretto steht
Ort der Handlung ist Sevilla im 18. Jahrhundert.
ERSTER AKT
Vor Don Jeromes Haus.
Der geschäftstüchtige Fischhändler Mendoza verheißt dem Edelmann Don Jerome gewaltige Gewinne, wenn dieser sich am Fischhandel beteiligt. Bekräftigt werden soll das Geschäft mit der Hand von Don Jeromes Tochter Luisa – sie soll Mendoza heiraten. Begeistert schildert Don Jerome die Schönheit seiner Tochter. Ebenso wortgewandt preist Mendoza die Vorzüge der verschiedenartigen Fische, die seine Diener Don Jerome präsentieren.
Don Jeromes Sohn Ferdinand träumt von der schönen und eigensinnigen Clara d’Almanza und ist eifersüchtig auf jeden, der ihr zu nahe kommt.
Die Dämmerung lockt Antonio unter die Fenster von Don Jeromes Haus. Er ist verliebt in Luisa. Das Rendezvous wird vom wütenden Vater unterbrochen. Don Jerome klagt, es gebe keine schlimmere Plage als die Sorge um eine erwachsene Tochter. Er beschließt, Luisa unverzüglich mit Mendoza zu verheiraten. Auf der Straße verlöschen die Lichter. Sevilla sinkt in Schlaf.
ZWEITER AKT
Luisa träumt vom Glück mit Antonio. Mendoza, den der Vater ihr zum Bräutigam bestimmt hat, weckt in ihr Abscheu. Doch der starrsinnige Don Jerome schwört, sie so lange im Haus einzusperren, bis sie sich seinem Willen beugt. Vergeblich versucht Ferdinand, seine Schwester zu verteidigen – Don Jerome ist nicht von seiner Entscheidung abzubringen. Hilfe kommt von der Duenna, Luisas Amme. Sie verabredet mit Luisa die angebliche heimliche Übergabe eines Liebesbriefs von Antonio. Der Brief fällt Don Jerome in die Hände, und wütend jagt er die Duenna aus dem Haus. Genau das war der Plan der beiden Frauen: In den Kleidern der Duenna verlässt Luisa das Haus.
Auf dem Fischmarkt herrscht reges Treiben. Mendoza ist zufrieden – das Geschäft floriert. Mendozas Freund Don Carlos kann dessen niedere Begeisterung nicht teilen. Er träumt von Dingen, die eines Ritters würdig sind.
Die von zu Hause geflohene Luisa trifft ihre Freundin Clara d’Almanza, die ebenfalls von zu Hause geflohen ist – vor ihrer bösen Stiefmutter. Die beiden überlegen, wie sie weiter vorgehen wollen. Clara, die an der Aufrichtigkeit von Ferdinands Gefühlen zweifelt, ist wütend auf den Geliebten und will im Kloster der Heiligen Katharina Zuflucht suchen. Luisa, die sich als Clara ausgibt, bittet den vorbeikommenden Mendoza um Hilfe bei der Suche nach Antonio. Die Bitte des hübschen Mädchens kommt Mendoza sehr gelegen: Er wittert darin die Möglichkeit, Antonio von Luisa abzulenken und damit seinen Rivalen loszuwerden. Er schickt die vermeintliche Clara in Begleitung von Don Carlos zu sich nach Hause und verspricht, Antonio zu suchen.
Aufgeregt wartet Mendoza auf die Begegnung mit seiner Braut. Doch Luisa gibt sich launisch und will den Bräutigam nicht in Gegenwart ihres Vaters sehen, Don Jerome muss sich zurückziehen. Herein kommt die als Luisa verkleidete Duenna. Mendoza, stotternd vor Aufregung, bittet die Schöne, den Schleier abzulegen und … es verschlägt ihm die Sprache: Die Braut ist ziemlich alt und hässlich! Die schlaue Duenna geht sofort zum Angriff über: Sie bewundert Mendozas Bart, sein männliches Aussehen. Ihre Schmeicheleien entzücken den Bräutigam, er will Don Jerome sofort um seinen Segen bitten. Doch die Duenna spinnt ihre raffinierte Intrige weiter: Mendoza soll sie entführen. Er ist zu allem bereit.
Die Begegnung ist beendet, und der nichtsahnende Don Jerome gratuliert Mendoza zum errungenen Sieg.
DRITTER AKT
In Mendozas Haus wartet Luisa, von Mendoza für Clara gehalten, auf Antonio. Mendoza bringt den Geliebten wie verabredet zu ihr. Antonio begreift nicht, warum Clara, die Braut seines Freundes, ihn sehen will. Mendoza stößt Antonio zu Luisa ins Zimmer. Die Verliebten sind außer sich vor Freude. Auch der betrogene Mendoza ist zufrieden, glaubt er doch, sich den Rivalen vom Hals geschafft zu haben. Begeistert erzählt er den neuen Freunden von seiner Braut und der bevorstehenden Entführung. Luisa und Antonio bestärken ihn listig. Sie sind glücklich vereint.
Don Jerome hat einige Freunde zu einer Hausmusik eingeladen und spielt mit ihnen ein Menuett. Doch er ist nicht ganz bei der Sache, er kann nicht begreifen, wieso seine Tochter heimlich mit dem Mann fortgelaufen ist, den er selbst ihr zum Bräutigam bestimmt hat. Don Carlos bringt einen Brief von Mendoza, der Don Jerome um Verzeihung und seinen Segen bittet. Ein Botenjunge bringt einen Brief mit der gleichen Bitte von Luisa. Don Jerome wundert sich über diese Laune seiner Tochter – warum zwei einzelne Briefe, nicht ein gemeinsamer? –, erteilt aber beiden seinen Segen und trifft Anordnungen für eine große Hochzeitsfeier.
Einsam spaziert Clara durch den verwilderten Garten des Nonnenklosters: Muss sie wirklich für immer bei den Nonnen bleiben? Empört naht Ferdinand. Mendoza hat ihm von Antonios »Romanze« mit Clara erzählt, und Ferdinand sucht Antonio, um sich zu rächen. Blind vor Eifersucht erkennt er Clara nicht, als sie im Nonnengewand vor ihm steht. In der Ferne entdeckt er Antonio, Arm in Arm mit einem Mädchen, und stürmt ihnen nach. Ferdinands Eifersucht überzeugt Clara endlich von der Aufrichtigkeit seiner Gefühle, und sie verlässt das Kloster, um sich mit dem Geliebten zu vereinen.
VIERTER AKT
Im Mönchskloster wird zügellos gezecht. Als plötzlich zwei Bittsteller erscheinen, singen die Mönche fromme Psalmen – Antonio und Mendoza wollen rasch mit ihren Geliebten getraut werden. Der Klang der Münzen aus der fallengelassenen Geldbörse hat eine magische Wirkung: Der Abt ist bereit, die Trauung zu vollziehen. Erschreckt kommt Luisa hereingelaufen, verfolgt von Ferdinand. Er hat die Schwester nicht erkannt und stürzt sich auf Antonio, dem er ein ehrloses Verhältnis mit Clara vorwirft. Das Duell bricht ab, als Ferdinand Clara an der Tür entdeckt. Er ist verlegen. Der Abt segnet alle drei Paare.
In Don Jeromes festlich erleuchtetem Haus treffen die Hochzeitsgäste ein. Doch Don Jerome steht der Sinn nicht nach ihnen: Das junge Paar lässt auf sich warten, und auch Ferdinand ist verschwunden. Schließlich erscheint der glückliche Mendoza. Seine Gattin wirft sich ihrem »Papa« an den Hals – und entsetzt erkennt Don Jerome die Duenna. Sogleich erscheinen auch Luisa und Antonio und weisen statt einer Erklärung den Brief des Vaters mit der Einwilligung in die Hochzeit vor. Don Jerome hat sich noch nicht von dem Schreck erholt, als Ferdinand und eine Nonne vor ihm niederknien. Vollends verwirrt, erkennt Don Jerome in der Braut des Sohnes plötzlich Clara d’Almanza – eines der reichsten Mädchen von Sevilla. Die Heirat des Sohnes wiegt den durch die Heirat der Tochter erlittenen Verlust wieder auf. Der an der Nase herumgeführte Mendoza kann sich mit der Duenna zum Teufel scheren. Heiter und leichten Herzens eröffnet Don Jerome die Hochzeitsfeier.
Dmitri Tcherniakov
aus dem Russischen übersetzt von Ganna-Maria Braungardt
»Musikalisch ist die Berliner Aufführung von Prokofjews ›Verlobung im Kloster‹ in jeder Hinsicht ein Fest. Nicht nur Aida Garifullina und Bogdan Volkov als Liebespaar Luisa und Antonio lassen keine Wünsche offen, auch Andrey Zhilikhovsky ist ein herrlich verdruckster Ferdinand, Violeta Urmana eine urkomische Duenna, alle anderen singen virtuos stilsicher und geschmackvoll. Stephan Rügamer schießt aber den Vogel ab als Jerome, ein Tenor mit Charakter und Humor, witzig auch mit Trompete und Glockenspiel, ein Hochgenuss.«
BR Klassik, 14. April 2019
»Die Sängerbesetzung ist kaum zu übertreffen. Solch klangschöne, intensiv gefärbte, genau gestaltende Stimmen wie die von Aida Garifullina, Anna Gorjatschowa und Violeta Urmana, dazu noch Goran Juric, Lauri Vasar und Bogdan Wolkow gleichzeitig zu erleben ist allein schon ein Fest. Aber dass Stephan Rügamer, derzeit einer der beweglichsten und pointensichersten Sängerkomödianten Europas, auf der Bühne auch noch Trompete und Schlagzeug auf Weinkelchen spielt, darf als Sensation durchgehen.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. April 2019
»Daniel Barenboim und die Staatskapelle setzen auf Atmosphäre und Komik, Klangfarben und rhythmische Kontur. Herrlich.«
BR Klassik, 14. April 2019
»Goldklar der Sopran von Aida Garifullina. Super die Liebhaber: Andrey Zhilikhovsky und Bogdan Volkov.«
rbb Kulturradio, 14. April 2019
»Die temperamentvolle Luisa mit Rock, Bluse, Brille kann Aida Garifullina mit ihrem wunderbar leicht und klar geführten Sopran untersetzen. Gemeinsam mit dem schüchternen Antonio, dem Bogdan Volkov seinen sinnlich-schlanken Tenor leiht, gelingen die anrührendsten Momente der Aufführung. Anna Goryachova ist mit ihrem farbenvollen, strahlenden Mezzosopran als Clara neben der brodelnden Violeta Urmana als Duenna die Urgewalt unter den Junkies.«
Berliner Morgenpost, 15. April 2019
»Andrey Zhilikhovsky singt den Ferdinand mit dunkler Baritonkraft. In der Rolle des Vaters Jerome gefällt Stephan Rügamer als tenoraler Spielmacher.«
Berliner Morgenpost, 15. April 2019
»In der schillernden Rolle der Amme glänzt Violeta Urmana mit hintergründigem und trockenem Humor. Stephan Rügamer charakterisiert den Edelmann Don Jerome scharf mit hellem Tenor und großer Spielfreunde, Goran Juric als Fischhändler Mendoza passt mit reich differenziertem Bariton bestens dazu.«
Berliner Zeitung, 15. April 2019
»Die Musik atmet Warmherzigkeit.«
Berliner Morgenpost, 15. April 2019
»Was Tscherniakow hier an mimischen und gestischen Details einstudiert hat, wie er mit überraschender Personenführung die Eintönigkeit seines Bühnenbildes bespielt, ist stark.«
Die deutsche Bühne online, 14. April 2019
»Anna Goryachova übernimmt mit dramatisch glühendem Mezzo die Rolle der Clara. Andrej Zhilikhovskys verführerischer Tenor verleiht dem Don Ferdinand eine warme wie lebenswert naive Anmutung, Bogdan Volkov, als gescheiterter Bariton, der sich beim Singen stets komisch in den Knien wiegt in Konzentration auf die Gesangstechnik, gibt den Don Antonio mit romantischer Inbrunst. Ein Sängerensemble von außergewöhnlicher Qualität und Geschlossenheit.«
Die deutsche Bühne online, 14. April 2019
»Damit liefert Tscherniakow nicht nur die intelligente Aufbereitung eines komödiantischen Stoffes, der sonst womöglich im albern Kostümhaften steckengeblieben wäre. Er zeigt eine feine Allegorie auf die Welt der Oper und die nie endende Relevanz der Gefühle, die sie behandelt. Was könnte man sich Schöneres wünschen für die Eröffnungspremiere eines Opernfestivals!«
Die deutsche Bühne online, 14. April 2019
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Mit freundlicher Unterstützung der Britta Lohan Gedächtnisstiftung