Così fan tutte

Dramma giocoso in zwei Akten (1790)

Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Text von Lorenzo Da Ponte
MOZART-DA-PONTE-TRILOGIE I

Zwei Paare, die sich in unterschiedlichen Konstellationen finden, angetrieben von einer Wette um angebliche wie tatsächliche Untreue, stehen im Zentrum von Mozarts »Così fan tutte« (»So machen’s alle«) mit dem prägnanten Untertitel »La scuola degli amanti« (»Die Schule der Liebenden«). Der geistreiche Text des Librettisten Lorenzo Da Ponte hat den versierten Opernkomponisten Mozart zu einer ebenso gedankentiefen Musik animiert.

Nach »Le nozze di Figaro« und »Don Giovanni« arbeiteten Mozart und Da Ponte 1789/90 mit »Così fan tutte« das dritte Mal zusammen. Erstmals entwarf dabei der Wiener Hofpoet ein Sujet aus eigener Erfindung heraus. Mozart bot es zahlreiche Anknüpfungspunkte für die originelle Ausgestaltung von Arien, Duetten, Terzetten und anderen Ensemblesätzen, bis hin zu den beiden großen Finali. In diesem fein gegliederten Kammerspiel zeigt sich seine ohnehin staunenswerte musikalische Charakterisierungskunst auf einer neuen Höhe, mit einer Vielzahl unterschiedlichster Ausdrucksmomente. Moral und Morallosigkeit werden thematisiert, nicht nur im philosophischen Diskurs, sondern in erster Linie im Handeln von lebensechten Figuren, die auf dem schmalen Grat von Wahrheit und Täuschung agieren. Mit der Produktion von Mozarts letzter komischer Oper in italienischer Sprache geben der junge französische Regisseur Vincent Huguet und Daniel Barenboim den Auftakt zu einem neuen Da-Ponte-Zyklus an der Staatsoper Unter den Linden.

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Erster Akt
Zwei junge Paare verbringen ihren Sommer am Strand des Mittelmeeres, die Schwestern Fiordiligi und Dorabella sowie deren Verlobte Guglielmo und Ferrando. Ebenfalls vor Ort ist ein älteres Paar, Don Alfonso und Despina.
Alfonso schlägt Guglielmo und Ferrando eine Wette vor: Wenn er innerhalb nur eines Tages beweisen könne, dass Fiordiligi und Dorabella ihren Partnern untreu würden, zahlt er ihnen 100 Zechinen. Sie müssten innerhalb dieser 24 Stunden jedoch alles tun, was Alfonso von ihnen verlangt und dabei die Schwestern nicht in ihr Unterfangen einweihen. Guglielmo und Ferrando willigen ein – sie bauen fest auf die Treue der Frauen.
Fiordiligi und Dorabella erfreuen sich an ihrem Glück, zwei so prächtige Verlobte zu haben. Alfonso bringt die Nachricht, dass Guglielmo und Ferrando plötzlich und unerwartet zum Militär abberufen worden sind. Daran sei nichts zu ändern – und so nehmen die Paare voneinander Abschied, wobei sie sich wechselseitig schwören, einander treu zu bleiben. Die jungen Männer ziehen fort, während ihnen die Zurückbleibenden eine gute Reise und glückliche Heimkehr wünschen. Alfonso aber wird sich schon bald wieder mit Guglielmo und Ferrando treffen, um ihnen neue Instruktionen zu erteilen.
Despina begegnet Dorabella und Fiordiligi, die völlig verzweifelt sind – ohne ihre Verlobten scheint das Leben sinnlos zu sein. Den Ratschlag Despinas, die vorläufige Trennung nicht allzu schwer zu nehmen, weisen sie zurück. Sie ergehen sich in Liebeskummer, während Despina deutlich macht, von Männer- und Soldatentreue nichts zu halten.
Alfonso weiht Despina in seine Pläne ein. Gleich werden zwei Fremde erscheinen, die es darauf abgesehen haben, Fiordiligi und Dorabella zu gefallen. Verkleidet kommen Guglielmo und Ferrando herein, den beiden Frauen sofort ihre Verehrung und Liebe erklärend. Alfonso gibt sich als guter Freund der beiden Herren aus und preist sie den Damen an. Fiordiligi aber bekräftigt, dass sie und ihre Schwester nicht gewillt sind, dem Werben nachzugeben und die Treue zu ihren Verlobten zu brechen.
Guglielmo stellt die Vorzüge heraus, die er und sein Freund besitzen – mit ihnen werden Fiordiligi und Dorabella gewiss glücklich und zufrieden sein. Die Frauen aber weisen die Avancen zurück.
Allein mit Alfonso amüsieren sich Guglielmo und Ferrando über das Geschehen und glauben, die Wette schon gewonnen zu haben. Alfonso jedoch bedeutet ihnen, den Tag nicht vor dem Abend zu loben. Gemeinsam mit Despina plant er weiter, Fiordiligi und Dorabella dazu zu bringen, ihren Partnern untreu zu werden. Diese sind noch immer bekümmert über die Abwesenheit ihrer Verlobten. In Gestalt der beiden Fremden fingieren Guglielmo und Ferrando einen Selbstmordversuch, um das Mitleid von Fiordiligi und Dorabella zu erregen. Die als Medicus verkleidete Despina bewahrt durch eine merkwürdige magnetische Heilmethode die Männer vor dem Vergiftungstod. Guglielmo und Ferrando sind noch stärker entflammt als zuvor – und Fiordiligi und Dorabella fällt es zunehmend schwer, dem Liebeswerben der Männer zu widerstehen.

(Pause)

Zweiter Akt
Despina bedeutet Fiordiligi und Dorabella, dass überhaupt nichts dabei ist, den offenbar so unsterblich in sie verliebten Fremden nachzugeben. In der Tat finden die beiden so langsam Gefallen daran – dabei bevorzugt Fiordiligi Ferrando und Dorabella Guglielmo, also den jeweils Anderen ihrer ursprünglichen Verbindung.
Die beiden jungen Männer bringen ihren zum Schein Angebeteten ein Ständchen. Alfonso ermutigt die Frauen erneut, sich nicht zu verschlossen zu zeigen, Despina unterstützt ihn dabei.
Guglielmo gewinnt die Zuneigung Dorabellas, nach kurzer Zeit schon verschenken sie ihre Herzen. Fiordiligi aber weist Ferrando ab – sie könne ihrem Verlobten nicht untreu werden, ihre Gedanken sind bei ihm.
Ferrando und Guglielmo tauschen ihre Erfahrungen aus. Während Fiordiligis Treue zu Guglielmos Freude unerschüttert scheint, muss Ferrando erkennen, dass es Dorabella offenbar nicht sonderlich ernst ist. Guglielmo sieht darin den wahren Charakter der Frauen, Ferrando fürchtet hingegen den Spott Alfonsos, fühlt sich aber immer noch zu Dorabella hingezogen.
Alfonso ist dabei, das Spiel weiterzutreiben; immerhin müssten Guglielmo und Ferrando bis morgen noch seinen Anweisungen folgen.
Dorabella bekennt, in den Fremden verliebt zu sein, den sie sich auserwählt hatte. Fiordiligi offenbart, dass auch sie verliebt sei, und zwar nicht nur in ihren Verlobten. Da die Chance, dass ihre Verlobten zurückkehren, wohl nicht allzu groß ist, wäre es sicher besser, sich mit den beiden Fremden zu verbinden, zumal sie ihre Sympathien gewonnen haben. Dorabella versucht, ihre Schwester zu dieser Entscheidung zu überreden.
Fiordiligi aber zögert – vielmehr will sie in Männerkleidern zu ihrem Verlobten Guglielmo eilen, um ihre vermeintlich verlorene Ehre wiederherzustellen. Ferrando aber bestürmt sie erneut mit Liebesbeteuerungen. Schließlich kann Fiordiligi nicht länger widerstehen.
Guglielmo ist außer sich – auch er musste nun die Untreue seiner Verlobten erkennen. Die beiden jungen Männer sind gewillt, aufgrund dieser Erfahrungen ihre vormaligen Partner zu verlassen. Alfonso aber verspricht, alles wieder einzurenken. Er entschuldigt das Handeln der Frauen, mündend in dem Spruch: »Così fan tutte – So machen sie es alle«.
Despina berichtet, dass zur Hochzeit der beiden neuen, »falschen« Paare alles vorbereitet ist. Festlich werden sie empfangen, die als Notar verkleidete Despina verliest den Ehekontrakt. In dem Moment, als die vier Brautleute unterschreiben wollen, kündigt sich die Rückkehr der beiden »echten« Verlobten an. Fiordiligi und Dorabella sind in Angst, was nun geschehen werde. Guglielmo und Ferrando, nun wieder in ihrer eigentlichen Identität und Gestalt, begrüßen ihre Verlobten nach nur einem Tag der Abwesenheit. Diese sind von der Situation überfordert. Despina gibt zu, sich als Notar verkleidet und in einer Maskerade mitgespielt zu haben. Als Guglielmo und Ferrando die Eheverträge entdecken und den beiden Frauen Verrat vorwerfen, müssen sie ihre Untreue gestehen – eine strenge Strafe wäre nur gerecht. Ihre Verlobten geben sich daraufhin als jene Fremden zu erkennen, die einen Tag lang ihnen nachgestellt und sie für sich gewonnen hatten. Alfonso versucht, die Paare wieder zu versöhnen – alle Täuschungen und Ent-Täuschungen seien geschehen, damit am Ende alle klüger sind.

»Anhaltend donnernden Applaus gab es am Sonntagabend für Solisten, Staatsopernchor und Staatskapelle unter Barenboim sowie Huguet und seinem Team.«

dpa-Basisdienst, 3. Oktober 2021

»Huguet platziert das Geschehen französisch-stilsicher und stimmig in eine Umgebung, die sowohl im heute als in der Blumenkinder-Welt der späten 60er und 70er Jahren angesiedelt sein könnte. Dabei begreift er [Huguet] „Così“ als das, was es nach der Intention von Mozart und da Ponte wohl auch sein soll: als Komödie.«

Der Tagesspiegel, 5. Oktober 2021

»Und „Così fan tutte“, das man immer für tendenziell frauenfeindlich gehalten hat, schimmert plötzlich in einem freundlicherem, modernen Licht: Ist nicht die freie Liebe das Problem, sondern das strikte, veraltete, im Grunde unmenschliches Verständnis von Treue?«

Der Tagesspiegel, 5. Oktober 2021

»Daniel Barenboim lässt seine Staatskapelle all jene zärtliche Berauschtheit hervorzaubern, die in diesem Versteckspiel der Gefühle aufzufinden sind.«

Berliner Morgenpost, 5. Oktober 2021

»Stimmlich sind alle strak, überragend ist Federica Lombardi als Fiordiligi. Daniel Barenboim agiert gewohnt exzellent im Orchestergraben.«

B.Z., 5. Oktober 2021

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